14. November 2012 · Kommentare deaktiviert für SÜDWESTPRESSE, Kultur in der Region, 14. November 2012 – von Alfred Thiele · Kategorien: Allgemein

Packend, dynamisch, poetisch: Der Trossinger Jazz-Saxophonvirtuose, Komponist und Hochschullehrer Matthias Anton stellte jetzt bei „Foxtones“ zusammen mit seiner „Matthias Anton Group“ die erste offizielle CD der Formation vor: „Suite No. 1“, so der knappe Titel.

Von Alfred Thiele

Seine Musik lässt aufhorchen und macht Lust auf mehr: sie ist inspiriert und inspirierend, manchmal provozierend, oftmals von geradezu explosiver Dynamik bis zum Vulkanausbruch; dann aber wieder so wunderbar melodiös, singend und voller Poesie. Der Saxophonist und Komponist Matthias Anton ist in der Region und darüber hinaus längst kein Geheimtipp mehr. Als Solist sowie zusammen mit seiner Formation, der „Matthias Anton Group“, hat er sich durch seine außergewöhnlichen und packenden Auftritte die Herzen der Jazzfreunde in den vergangenen Jahren im Sturm erobert. Bei „Foxtones Music“ ist nun mit „Suite No. 1“ die erste „offizielle“ CD der Gruppe erschienen. Für Matthias Anton selbst ist es allerdings nicht wirklich die erste: Im Laufe seiner bisherigen Karriere hat der Künstler, der an der Trossinger Hochschule als Honorarprofessor lehrt, neben einigen anderen Einspielungen zusammen mit dem Pianisten Michael Wollny bereits 2004 eine viel beachtete, wunderbare und poetische CD veröffentlicht – „Calling a friend“. Gewidmet ist sie seinem Großvater, dem Trossinger Schriftsteller und Lyriker Herbert Walz (1915-2002), der selbst ein versierter Pianist und Komponist war. Mit dem Opa, in dessen Haus Matthias Anton heute lebt, verband ihn eine innige, herzliche und sehr freundschaftliche Beziehung. Ein Portrait des Schriftstellers, gemalt von keinem Geringeren als Karl Demetz, hängt im Arbeitszimmer, in dem schon der Großpapa seine Romane und Gedichte verfasste, über dem schönen alten Jugendstilpiano, auf dem Herbert Walz so gerne musiziert hat. Er war es schließlich auch, der – neben dem Vater – seinen Enkel in ganz jungen Jahren für die Musik begeisterte und damit ein Feuer entfachte, das nicht mehr erlöschen sollte und in eine beachtenswerte künstlerische Karriere führte.

Seine neue CD ist für Matthias Anton mehr als ein Debüt – sie ist eine klingende Visitenkarte. „Ich sehe sie als musikalisches Gesamtwerk. Wenn ich ein Album mache, dann möchte ich, dass das ein Stück Musik ist, das zusammengehört, so sind die Titel ja auch ausgewählt und so sind sie komponiert“, sagt der sympathische junge Saxophonist und Kopf der „Matthias Anton Band“, einer Formation, die sich in den zurückliegenden Jahren einen Namen als außergewöhnliche und faszinierende Besetzung gemacht hat mit Rares Popsa an der Gitarre, Philipp Moehrke am Keyboard, Patrick „Paco“ Müller am 6-stringfret- & fretlessbass sowie Matthias Füchsle am Schlagzeug.

Im Mittelpunkt der Aufnahmen steht, dem Titel der CD entsprechend, Antons „Suite No. 1“. Ihre drei Sätze gehören untrennbar zusammen, hier demonstrieren Komponist und Ensemble ihre Vielseitigkeit auf faszinierende und packende Weise – vom Free-Funk-Solo des Altsaxophons bis zu den meditativ-poetischen Klängen des zweiten Teils und dem Schlusssatz, in dem sich „die Energie wie in einer Kernschmelze verdichtet“, wie die Musiker das selbst beschreiben. „Es ist mir wichtig, dass etwas passiert auf der Bühne, dass die Kraft zu spüren ist, die Musik haben kann“, unterstreicht Matthias Anton. Diese Kraft will er auch mit seiner CD erfahrbar machen, und das ist ihm und seinen Musikern überzeugend und fesselnd gelungen. Schon der ungewöhnliche Auftakt mit der Komposition „Jerusalem“ lässt aufhorchen, entführt Matthias Anton seine Hörer mit diesem Stück doch in die fremde und irgendwo doch wieder nahe und berührende Klangwelt des Nahen Ostens.

Matthias Anton ist ein echter Sohn der Musikstadt Trossingen. Und wie es sich für einen Trossinger gehört, lernte er im zarten Alter von sieben Jahren Mundharmonika zu spielen, das Piano ergänzte und bereicherte seine musikalischen Ambitionen, Unterricht bekam er an der damaligen Jugendmusikschule. Zwölf Jahre war er alt, als er die große Leidenschaft seines musikalischen Lebens entdeckte – das Saxophon. Diese für ihn so wunderbare Begegnung wiederum verdankte er seinem Großvater Lothar Anton und seinem Vater, die beide ebenfalls ambitionierte Saxophonspieler waren. Unterricht erhielt er bei Elmar Schäfer und Tom Timmler, Martin Kneer engagierte den hoch talentierten jungen Mann schließlich für die Bigband und Combo des Gymnasiums Trosingen, zeitgleich absolvierte er an der Trossinger Hochschule ein Vorstudium im Fach Jazz und Popularmusik mit dem Hauptfach Klavier. Nach dem Abitur studierte Anton bis 2002 Saxophon an der Musikhochschule Mannheim bei Jürgen Seefelder, ein KA-Studium an der Stuttgarter Hochschule bei Bernd Konrad schloss sich an. Anton wirkte unter anderem als Lead-Altist im Landes-Jugend-Jazz-Orchester Baden-Württemberg sowie im Bundes-Jazz-Orchester – BuJazzO – das er kurze Zeit in Vertretung von Peter Herbolzheimer bei zwei Konzerten, die vom WDR mitgeschnitten wurden, leitete. Der Trossinger Künstler spielte und arbeitete zusammen mit bekannten Kollegen wie Jiggs Whigham, Brend Konrad, Ack van Rooyen. Seit 2005 ist er Dozent für Saxophon an der Staatlichen Hochschule für Musik in Trossingen, seit Juli 2010 hat er eine Honorarprofessur.

Neben der dreisätzigen „Suite No. 1“ und „Jerusalem“ sind auf der neuen CD das Piano-Zwischenspiel „Interlude“, die melancholische, von einem heimatlichen Herbstabend inspirierte Komposition „Abendnebel“ sowie „In eternal graditude“ zu erleben. Matthias Anton zu dieser Komposition: „Inspiriert durch einige Ereignisse innerhalb meiner Familie möchte ich damit allen meine Dankbarkeit musikalisch ausdrücken. Eine eingängige Melodie steigert sich innerhalb des Stücks durch mehrere Teile zu einem pompösen Schluss, der das Album wunderbar abschließt“.

INFO: „Suite No. 1“, die neue CD der „Matthias Anton Group“ ist ab sofort im Schallplattenhandel erhältlich, In Trossingen gibt es sie bei der Buchhandlung Müller am Rudolf-Maschke-Platz.

Erschienen in: SÜDWESTPRESSE, Kultur in der Region, 14. November 2012

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