Dantons Tod nach Georg Büchner – ein musikalisches Schauspiel

Mit:
Danton: Patrick Hellenbrand
Robespierre: Bruno Lehan
Camille: Tobias Fend
St Just: Arwid Klaws
Lucille: Fabienne Trüssel
Marion: Camilla Kalfaß, Tabea Booz und Rosa Maria Paz
Julie : Kristine Walther
Alle anderen Figuren werden rein akustisch dargestellt

Musik und Sounds: Matthias Anton, Marco Timlin, Norbert Fröhlich und Studierende der Abteilung Musikdesign
Fassung und Regie: Tonio Kleinknecht
Regieassistenz und Theaterpädagogik: Rosa Maria Paz
Dramaturgie: Elisabeth Gutjahr
Ausstattung: Katharina Schlipf

Premiere: 20. April 2013 um 20 Uhr in der Stallhalle Rottweil

Eine Koproduktion der Musikhochschule Trossingen, des Zimmertheaters und des Jazzfestes Rottweil.

Zum Stück

Soll eine Idee nicht ebenso gut wie ein Gesetz der Physik vernichten dürfen, was sich ihr widersetzt? (St. Just)
Fünf Jahre sind vergangen seit dem Sturm auf die Bastille. George Danton und Maximilien de Robespierre, einst Brüder im Geiste und Väter der Französischen Revolution, sind zu Erzfeinden geworden. Robespierre gibt dem revolutionären Sieg ohne blutigen Terror keine Chance. Danton fordert Menschlichkeit statt Strafe, Wohlergehen statt Tugend. Er verabscheut die Gewalt. Sein Verhältnis zur Revolution, zur Welt hat sich verändert. Nicht länger will er, wie Robespierre, die eigenen Interessen dem Kampf opfern. Er will genießen. Er, der das Leben bejaht, setzt es damit aufs Spiel. Die Widersacher werden über die Gegensätzlichkeit ihrer Haltungen definiert: Robespierre, der Fundamentalist, Danton, der Humanist. Die Sympathie gilt meist dem Letzteren. Und doch ist es Danton, der aus einem tiefen fatalistischen Empfinden des Überdrusses seine Ideale preisgibt, der aus Frustration über die menschliche Natur aufhört zu kämpfen.

Zum Autor

„Deutschland ist jetzt ein Leichenfeld, bald wird es ein Paradies sein…“ Georg Büchner, 1,72 cm groß, blond, kurzsichtig, Zeitgenosse Chopins, Goethes, Dostojewskijs und Baudelaires, Mediziner, Übersetzer, Philosoph, Dramatiker…Terrorist – vom hessischen Hofgericht gesucht wegen „staatsverräterischen Handlungen“ – stirbt 23jährig am 19. Februar 1837 nach tagelangem Delirium in Zürich.
„Wir bauten unsere Systeme aus Menschenköpfen“ lässt er einen „Helden“ der französischen Revolution in seinem Drama DANTON’S TOD sagen. Ist das berühmte Drama in Wahrheit Büchners Abrechnung mit einer ganzen Generation von degenerierten „Helden der Revolution“? Was bleibt, wenn die Paläste erstürmt, die Könige gestürzt und „der Wille des Volkes“ regiert?
Der vom umstürzlerischen «Vormärz» gepackte hessische Autor, hatte die Szenenfolge mit 21 Jahren geschrieben. Messerscharf und todtraurig analysiert er darin, wie die Helden der Revolution nicht Freiheit und Frieden herbeiführen, sondern in einem Mechanismus des Tötens immer mehr Mord und Laster säen.

Zum Inszenierungskonzept

Dantons Tod ist, obwohl in der französischen Revolution angesiedelt, ein zeitloses Stück und deswegen auch wieder Abiturthema.
Occupy, Bloccupy, Stuttgart 21, die Piratenpartei – wie kann Bürgerbeteiligung aussehen, wie Demokratie funktionieren – diese Fragen sind wieder sehr stark im Focus unserer globalisierten Gesellschaft. Der Wunsch nach einer gerechten, transparenten Gesellschaft ist noch genauso stark, wie zur Zeit der französischen Revolution oder im „Vormärz“ des 19ten Jahrhunderts als Büchner sein Stück schrieb.
Wir freuen uns darauf zusammen mit dem Verein Jazzfest Rottweil und der Musikhochschule Trossingen einen ganz eigenen Zugang zu diesem Stück präsentieren zu können. Dabei möchten wir die Psychologie der Figuren und die unterschiedlichen Machtkonstellationen mit Schauspielern erarbeiten, wobei angedacht ist, dass jede Figur ein eigenes dem Jazz /Blues verpflichtetes musikalisches Leitmotiv bekommt. Jazz steht hier für Sehnsucht, Trauer, Wut, Ausdruck von Lebenswillen und Gefühl. Das Volk ist für die Zuschauer unmittelbar akustisch durch Sounds erlebbar, die die Halle von Anfang an in ein Brodeln verwandeln. Das Bühnenbild ist kein Guckkasten, die Zuschauer also mittendrin im Geschehen. Auch die Musik und die Sounds kommen von überallher. So soll klar werden, dass der Alltag während der franz. Revolution Ausnahmezustand bedeutete, der die Menschen sensibler und brutaler machte.

Zur Theaterpädagogik

Seit drei Jahren geht jeder Schüler Rottweils mindestens einmal pro Jahr ins Theater. Für Dantons Tod können wir dank der großzügigen Unterstützung des Innovationsfonds Kunst des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst das theaterpädagogische Angebot auf alle interessierten Schulen in der Region ausweiten
Deswegen freuen wir uns zu Dantons Tod eine Vielzahl von Angeboten aus dem Bereich der kulturellen Bildung anbieten zu können. Neben Materialmappe, vorbereitenden Workshops und Nachgesprächen haben die Schüler auch die Möglichkeit, Einblicke in den Entstehungsprozess der Produktion zu erhalten. Wie entsteht eine Strichfassung, wie eine Komposition? Wie kann ein ganzes Volk nur mit Sounds dargestellt werden? Wie wird Musik programmiert, wie geleuchtet – zu all diesen Themen sind in Zusammenarbeit mit der Musikhochschule Trossingen und dem Jazzfest auch Workshops möglich.

Termine für Schulvorstellungen in der Rottweiler Stallhalle: 22.- 26.4. um 10.45 Uhr oder abends am 20.4. und 26.-27.4. um 20.30 Uhr, sowie am 28.04. um 19.00.